Do 15. Dezember 2022 | 19.00 Uhr
Kammermusiksaal des Woelfl-Hauses
fragments shored against ruins: 100 Jahre WASTE LAND (T. S. Eliot)
Ein Literatur-Konzertabend
Alexandra von der Weth (Sopran), Tonio Schibel (Violine), Margit Haider-Dechant (Klavier), Roland Techet (Klavier), Imke Lichterfeld (Rezitation des englischen Textes), Bernt Hahn (Rezitation des deutschen Textes), Stefan Plasa (Moderation und Neuübertragung)
T. S. Eliot 1923
Am 15. Dezember 2022 jährt sich die Erstveröffentlichung in Buchform der großen Dichtung The Waste Land von T. S. Eliot zum 100. Mal. Die Universität Bonn und das Woelfl-Haus Bonn nehmen das zum Anlass, dieses bedeutendste Langgedicht des angloamerikanischen Modernismus in einem gemeinsamen großen Literatur-Konzertabend zu würdigen.
T. S. Eliot (1888–1965), Literaturnobelpreisträger von 1948, schuf mit The Waste Land einen Schlüsseltext der internationalen Klassischen Moderne, der die Lyrik des 20. Jahrhunderts inhaltlich, v.a. aber formal nachhaltig geprägt hat. Eliot breitet in seinem Text mit großer sprachlicher Kraft, mit erschütternden Bildern, mit intellektueller Ernsthaftigkeit, äußerster Sensibilität, geistig-emotionaler Intensität und gedanklicher Tiefe das Panorama des vereinzelten Menschen in der „Wüste“ der modernen Gesellschaft aus, die geprägt ist von der anonymen Existenz in den Metropolen, von Technisierung, Ökonomisierung, geistig-seelischer Entleerung und Entfremdung. Seine lyrischen Subjekte stellen sich der Frage nach Sinnrahmungen ihrer entkoppelten Existenzen, v.a. in den verschiedenen Setzungen von Liebe/Eros und Religion. Formal arbeitet Eliot mit einer stark fragmentierten, durchrhythmisierten lyrisch-dramatischen Sprache von hoher suggestiver Kraft, gesteigert durch zahlreiche Zitate und Verweise auf ältere und neuere abendländische Literatur, aber auch Musik, v.a. von Richard Wagner (Tristan, Ring des Nibelungen).
Den deutschen Text in einer Neuübertragung von Stefan Plasa liest der Kölner Schauspieler und Sprecher Bernt Hahn. Das englische Original wird von der Literaturwissenschaftlerin und Schauspielerin Imke Lichterfeld gelesen. Musikalisch begleitet und kontrastiert wird der Abend u.a. mit Liedern u. a. von Henry Purcell, Richard Wagner und Claude Debussy, gesungen von Alexandra von der Weth, am Klavier begleitet von Roland Techet, sowie mit Konzertstücken u.a. von Maurice Ravel, gespielt von Margit Haider-Dechant (Klavier) und Tonio Schibel (Violine).
Eintritt: € 24
Schüler/Studenten: € 15
Stream-Ticket: € 20 (+Stream-Gebühren)
Für Mitglieder der beiden Woelfl-Gesellschaften sowie Mitglieder und Studierende der Universität Bonn:
Eintritt: € 22
Schüler/Studenten: € 14
Tickets+Stream: dringeblieben.de/videos/fragments-shored-against-ruins-100-jahre-waste-land-ein-lite
Das Konzert wird ab 17:45 aus dem Woelfl-Haus gestreamt
Anmeldung für Saalbesucher unter haider-dechant@woelflhaus.de
bzw. +49 (0) 151 – 655 181 55
oder mit unserem online Formular
Eine Veranstaltung der Universität Bonn und dess Woelfl-Hauses
© Ariane Becker
Alexandra von der Weth
Die Sopranistin Alexandra von der Weth war ab Mitte der 90er Jahre eine der gefragtesten Interpretinnen des lyrischen und Koloraturfachs. Sie ist gleichermaßen im Opern- wie im Konzertfach zu Hause. Nach ihrem Gesangsstudium am Richard-Strauss-Konservatorium in München gab sie 1993 ihr Bühnendebüt an der Oper Leipzig. Sie war in den folgenden Jahren an der Deutschen Oper am Rhein engagiert, wo sie unter anderem als Violetta (La Traviata) und Lucia di Lammermoor, Manon (Massenet), Alcina und Lulu das Publikum begeisterte. Vor allem ihr Debüt als Norma in Bellinis gleichnamiger Oper an der Deutschen Oper am Rhein im Mai 2003 faszinierte Publikum und internationale Presse gleichermaßen. 1999 debütierte Sie als Musetta (Puccini, La Bohème) mit großem Erfolg an der Wiener Staatsoper und 2001 an der Metropolitan Opera New York sowie als Fiordiligi (Mozart, Cosi fan tutte) beim Glyndebourne-Festival. Weitere Gastspiele führten sie u.a. an das Royal Opera House Covent Garden London und an die Lyric Opera of Chigago. Alexandra von der Weth arbeitete unter anderem mit so bedeutenden Regisseuren wie Christof Loy, Günter Krämer, Herbert Wernicke, Werner Schroeter, Nikolaus Lehnhoff und Christoph Marthaler. Sie sang unter anderem unter Leitung von Sir Andrew Davis, Antonio Pappano, Stefan Soltesz und Carlo Rizzi. Seit 2003 interpretiert sie verstärkt auch Stücke zeitgenössischer Komponisten, wie Beat Furrer, John Cage, Sylvano Bussotti, George Crumb, Gerhard Stäbler und Kunsu Shim. Alexandra von der Weth arbeitet zudem seit Jahren als Stimmbildnerin und Sprechtrainerin, ist Lehrbeauftragte an der Philosophischen Fakultät der Universität Bonn und vertritt seit dem Wintersemester 2021/22 eine Professur für Gesang an der Hochschule für Künste in Bremen.
© Mikhail Blank
Tonio Schibel
Tonio Schibel, Sohn einer Koreanerin und eines Deutschen, wurde 1970 in Kanada geboren. Im Alter von neun Jahren erhielt er seinen ersten Geigen-, später auch Klavierunterricht. Rasch stellten sich ers-te Erfolge bei Jugendwettbewerben ein, an die sich die Teilnahme in mehreren Jugendorchestern anschloss. Nach dem Abitur begann er in Heidelberg mit dem Studium der Rechtswissenschaften, das er mit einem Prädikatsexamen abschloss. Auch das zweite juristische Staatsexamen legte er in Heidelberg ab. Parallel hierzu setzte er sei-ne Ausbildung als Geiger bei Wanda Wilkomirska an der Musikhoch-schule Mannheim fort. Nach dem Konzertexamen entschied er sich endgültig für eine Musikerlaufbahn. Er erhielt ein Stipendium des DAAD, das ihm einen Studienaufenthalt bei Yfrah Neaman an der Guildhall School of Music and Drama in London ermöglichte. Seit 1999 ist Tonio Schibel dritter Konzertmeister der Duisburger Philhar-moniker. Regelmäßige Auftritte in unterschiedlichen Kammermusik-besetzungen, in der letzten Zeit auch häufiger mit zeitgenössischer Musik, ergänzen seine Tätigkeit.
© Sarah Winklhöfer
Margit Haider-Dechant
Margit Haider-Dechant, Konzertpianistin und Univ.-Prof. em. für Klavier an der Anton Bruckner Privatuniversität Linz, legte 2008 ihre Dissertati-on Joseph Woelfl-Werkverzeichnis vor und wurde 2009 mit Auszeich-nung zum Dr. phil. promoviert. Zusätzlich zur Professur in Linz nahm Haider-Dechant 2000–2002 eine Gastprofessur an der Mahidol-Universität in Bangkok wahr. Unter ihren Schülern befinden sich Preis-träger nationaler und internationaler Wettbewerbe. Sie trat weltweit in zahlreichen Konzerten auf, die zum Teil von den Fernsehstationen der jeweiligen Länder live ausgestrahlt (Bangkok, Moskau, Nikosia, etc.), oder von Rundfunk und Fernsehen aufgezeichnet wurden (ORF, BR, etc.). Sie spielte zahlreiche CDs ein, u.a. für die größte japanische Schallplattenfir-ma Fontec. Die Veröffentlichung der CD Wagner für Tasten führte zu einer Einladung von Wolfgang Wagner zu einem Konzert in die Villa Wahnfried nach Bayreuth.
© Billi Wesselburg
Roland Techet
Roland Techet war u.a. Kapellmeister am Theater Augsburg. Er studierte Klavier und Dirigieren an der Musikhochschule Stuttgart. Roland Techet assistierte u.a. dem Dirigenten Wolfgang Gönnenwein bei den Ludwigsburger Festspielen und arbeitete als Korrepetitor an der Staatsoper Stuttgart. Im Anschluss daran folgten Engagements als Kapellmeister an bedeutenden Opernhäusern, wie dem Staatstheater Kaiserslautern, dem Gärtnerplatztheater und der Deutschen Oper am Rhein. Darüber hinaus assistierte Roland Techet den bedeutenden Musikern Lorin Maazel (Tristan und Isolde am Prinzregententheater München, 2001), Eberhard Kloke (Festival Jenseits des Klanges 1999) und Maurizio Kagel. Seit 2005 ist Roland Techet als freischaffender Dirigent im In- und Ausland sehr gefragt. Seine Dirigententätigkeit führte ihn zur Zusammenarbeit u. a. mit den Düsseldorfer Symphonikern, den Duisburger Symphonikern, dem Beethoven-Orchester Bonn, dem Orchester des Oldenburgischen Staatstheaters, der Staatskapelle Halle, dem Orchester des Nationaltheaters Prag, den Baden-Badener Philharmonikern, dem Orchester des Mainfrankentheaters Würzburg, dem Orchester der Netherlands Opera Amsterdam und vielen weiteren Orchestern. Ein wichtiger Schwerpunkt seiner künstlerischen Arbeit liegt im Bereich der Neuen Musik, mit einem Schwerpunkt auf der Kreation neuer musikalischer und musiktheatraler Konzepte (Schönheit der Schatten, Düsseldorf 2006 in Zusammenarbeit mit Werner Schroeter). So war er zu Gast beim Festival für Neue Musik Düsseldorf, bei der Ruhrtriennale und beim Opening14 in Trier. Seit mehreren Jahren ist Roland Techet Lehrbeauftragter an der Philosophischen Fakultät der Universität Bonn.
© Jean-Luc Ikelle-Matiba
Imke Lichterfeld
Dr. Imke Lichterfeld unterrichtet Englische Literatur- und Kulturwissenschaft an der Universität Bonn. Schwerpunkte ihrer Forschung/Lehre sind das englische Drama der Frühen Neuzeit, Schottland und die anglophone Moderne. Sie arbeitet als Studienkoordinatorin am Institut für Anglistik, Amerikanistik und Keltologie. Außerdem ist sie Mitglied der Bonn University Shakespeare Company sowie der Bonn Players und stand u.a. als Mrs. Pinchwife (Country Wife), Viola (Was Ihr wollt), Lady Macbeth und Laura (Brief Encounter) auf der Bühne. Im März 2023 wird sie in der Brotfabrik Bonn die Meg in Beth Henleys Crime of the Heart spielen.
© Katja Illner
Bernt Hahn
Nach seiner Ausbildung an der staatlichen Hochschule für Musik und Theater in Hannover war Bernt Hahn über dreißig Jahre als Schauspieler an diversen Theatern tätig. Dazu gehören u.a. das Schauspiel Köln, das Düsseldorfer Schauspielhaus, das Schauspiel Frankfurt und das Bochumer Schauspielhaus. Seit einigen Jahren ist Bernt Hahn Freiberufler mit dem Schwerpunkt auf seiner Arbeit mit Sprache. Er ist bei allen deutschen Rundfunkanstalten zu hören; Produktionen zahlreicher Hörbücher sind entstanden. Dazu gehören u.a. Marcel Proust: „Auf der Suche nach der verlorenen Zeit“, Bruno Schulz: „Die Zimtläden“, Alexander Puschkin: „Stationen eines Dichterlebens“, J. W. Goethe: „West-östlicher Diwan“, Joseph Roth: „Briefe aus Deutschland“, Johannes Bobrowski: „Ebenen“ (Gedichte und Prosa, mit Stephen Harrap – Orgel), Friedrich Hölderlin: „Wechselreden“ (Gedichte, mit Deborah Richards – Klavier), Wolfram v. Eschenbach / D. Kühn: „Parzival“ und „Sehnsucht der Sprache nach der Musik“ (Texte der Romantiker und Robert Schumanns mit Musik des Komponisten, mit Sheila Arnold – Klavier). Auch mit eigenen literarischen Programmen hat sich Bernt Hahn im In- und Ausland etabliert. Als besondere Projekte sind zu nennen: die vollständige öffentliche Lesung des Romans „Auf der Suche nach der verlorenen Zeit“ von Marcel Proust (1997 bis 2004) und die vollständige öffentliche Lesung des Romans „Jahrestage“ von Uwe Johnson (2009 bis 2012). Bernt Hahn folgte Einladungen zu nationalen und internationalen Festivals wie „Wege durch das Land“, dem Schleswig-Holstein-Festival, der Buchmesse Leipzig, dem „Altstadtherbst Düsseldorf“, der Buchmesse Warschau, der Villa Massimo in Rom, dem „Winterfestival“ in Sarajevo u.a. Aus Anlass der Feierlichkeiten zum 180. Todestag von Alexander Puschkin folgte Hahn der besonderen Einladung, an dessen Grabmal Verse aus dem Werk auf Deutsch vorzutragen.
© Miriam Halfman
Stefan Plasa
Stefan Plasa, Jahrgang 1970, studierte Germanistik und Anglistik an der Universität Greifswald. Er wurde 2007 in der anglistischen Literaturwissenschaft mit einer Arbeit zur modernistischen Dichtungstheorie T. S. Eliots und Ezra Pounds promoviert (die Dissertation wurde 2010 im Wilhelm Fink Verlag München veröffentlicht). 2003 verbrachte Stefan Plasa einige Monate als Visiting Scholar am Wolfson College der University of Cambridge in England. Artikel, Aufsätze und Vorträge beschäftigten sich seitdem u.a. mit deutscher und englischer Literatur des Mittelalters, der Renaissance und vor allem der Klassischen Moderne. Ein Schwerpunkt der literaturwissenschaftlichen Arbeit von Stefan Plasa liegt auf der Rezeption von Stoffen und Motiven in der Kunst- und Musikgeschichte. Nach Stellen als wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Universität Greifswald arbeitete Stefan Plasa von 2007 bis 2009 als Studienkoordinator der Philosophischen Fakultäten der Universität des Saarlandes in Saarbrücken und seit Dezember 2009 als Referent für Studium und Lehre am Dekanat der Philosophischen Fakultät der Universität Bonn.