Carl Spitzweg - Sonntagsspaziergang
Das Woelfl-Haus lädt ein zu einem poetisch-musikalischen Nachmittag, der dem Zauber der deutschen Romantik auf leisen Sohlen nachspürt. Im Zentrum steht der schwäbische Pfarrerssohn, Dichter, Träumer und Sprachmagier Eduard Mörike – ein Autor, der selbst die kleinste Beobachtung mit einer feinen Mischung aus Ironie, Andacht und Melancholie auflädt.
Hugo Wolf, der Inbrünstige unter den Liedkomponisten, hat Mörikes Lyrik in einer Weise vertont, die zwischen Glut und Miniatur changiert – als hätte er jedes Gedicht nicht nur gelesen, sondern verschlungen. Ob „Verborgenheit“, „Er ist’s“ oder „Um Mitternacht“ – Wolfs Mörike-Lieder sind ein Labor feinster Emotionen und ein Paradestück spätromantischer Liedkunst.
Ergänzt wird der Abend durch Klavierwerke von Robert Schumann – jenem tastenden Genie, dessen musikalisches Denken wie gemacht scheint für die seelenvollen Zwischenräume in Mörikes Lyrik.
Ein lyrisch-musikalischer Nachmittag für alle mit Sinn für das Leise, das Gestimmte, das scharf Gespürte im sanften Gewand – und für alle, die sich dem feinen Flügelschlag der Romantik nicht entziehen können.
Programm
Robert Schumann Kreisleriana Nr.8
(1810 - 1856)
Hugo Wolf Begegnung
(1860 - 1903) Das verlassene Mägdlein
Zitronenfalter im April
Verborgenheit
Er ist´s
Erstes Liebeslied eines Mädchens
Gesang Weyla´s
Robert Schumann Kreisleriana Nr.8
Hugo Wolf Um Mitternacht
Texte von Eduard Mörike (1804 - 1875)
© Ariane Becker
Die Sopranistin Alexandra von der Weth war ab Mitte der 90er Jahre eine der gefragtesten Interpretinnen des lyrischen und Koloraturfachs. Sie ist gleichermaßen im Opern- wie im Konzertfach zu Hause. Nach ihrem Gesangsstudium am Richard-Strauss-Konservatorium in München gab sie 1993 ihr Bühnendebüt an der Oper Leipzig. Sie war in den folgenden Jahren an der Deutschen Oper am Rhein engagiert, wo sie unter anderem als Violetta (La Traviata) und Lucia di Lammermoor, Manon (Massenet), Alcina und Lulu das Publikum begeisterte. Vor allem ihr Debüt als Norma in Bellinis gleichnamiger Oper an der Deutschen Oper am Rhein im Mai 2003 faszinierte Publikum und internationale Presse gleichermaßen. 1999 debütierte Sie als Musetta (Puccini, La Bohème) mit großem Erfolg an der Wiener Staatsoper und 2001 an der Metropolitan Opera New York sowie als Fiordiligi (Mozart, Cosi fan tutte) beim Glyndebourne-Festival. Weitere Gastspiele führten sie u.a. an das Royal Opera House Covent Garden London und an die Lyric Opera of Chigago. Alexandra von der Weth arbeitete unter anderem mit so bedeutenden Regisseuren wie Christof Loy, Günter Krämer, Herbert Wernicke, Werner Schroeter, Nikolaus Lehnhoff und Christoph Marthaler. Sie sang unter anderem unter Leitung von Sir Andrew Davis, Antonio Pappano, Stefan Soltesz und Carlo Rizzi. Seit 2003 interpretiert sie verstärkt auch Stücke zeitgenössischer Komponisten, wie Beat Furrer, John Cage, Sylvano Bussotti, George Crumb, Gerhard Stäbler und Kunsu Shim. Alexandra von der Weth arbeitet zudem seit Jahren als Stimmbildnerin und Sprechtrainerin, ist Lehrbeauftragte an der Philosophischen Fakultät der Universität Bonn und vertritt seit dem Wintersemester 2021/22 eine Professur für Gesang an der Hochschule für Künste in Bremen.
© Billi Wesselburg
Roland Techet war u.a. Kapellmeister am Theater Augsburg. Er studierte Klavier und Dirigieren an der Musikhochschule Stuttgart. Roland Techet assistierte u.a. dem Dirigenten Wolfgang Gönnenwein bei den Ludwigsburger Festspielen und arbeitete als Korrepetitor an der Staatsoper Stuttgart. Im Anschluss daran folgten Engagements als Kapellmeister an bedeutenden Opernhäusern, wie dem Staatstheater Kaiserslautern, dem Gärtnerplatztheater und der Deutschen Oper am Rhein. Darüber hinaus assistierte Roland Techet den bedeutenden Musikern Lorin Maazel (Tristan und Isolde am Prinzregententheater München, 2001), Eberhard Kloke (Festival Jenseits des Klanges 1999) und Maurizio Kagel. Seit 2005 ist Roland Techet als freischaffender Dirigent im In- und Ausland sehr gefragt. Seine Dirigententätigkeit führte ihn zur Zusammenarbeit u. a. mit den Düsseldorfer Symphonikern, den Duisburger Symphonikern, dem Beethoven-Orchester Bonn, dem Orchester des Oldenburgischen Staatstheaters, der Staatskapelle Halle, dem Orchester des Nationaltheaters Prag, den Baden-Badener Philharmonikern, dem Orchester des Mainfrankentheaters Würzburg, dem Orchester der Netherlands Opera Amsterdam und vielen weiteren Orchestern. Ein wichtiger Schwerpunkt seiner künstlerischen Arbeit liegt im Bereich der Neuen Musik, mit einem Schwerpunkt auf der Kreation neuer musikalischer und musiktheatraler Konzepte (Schönheit der Schatten, Düsseldorf 2006 in Zusammenarbeit mit Werner Schroeter). So war er zu Gast beim Festival für Neue Musik Düsseldorf, bei der Ruhrtriennale und beim Opening14 in Trier. Seit mehreren Jahren ist Roland Techet Lehrbeauftragter an der Philosophischen Fakultät der Universität Bonn.
© Katja Illner
Nach seiner Ausbildung an der staatlichen Hochschule für Musik und Theater in Hannover war Bernt Hahn über dreißig Jahre als Schauspieler an diversen Theatern tätig. Dazu gehören u.a. das Schauspiel Köln, das Düsseldorfer Schauspielhaus, das Schauspiel Frankfurt und das Bochumer Schauspielhaus. Seit einigen Jahren ist Bernt Hahn Freiberufler mit dem Schwerpunkt auf seiner Arbeit mit Sprache. Er ist bei allen deutschen Rundfunkanstalten zu hören; Produktionen zahlreicher Hörbücher sind entstanden. Dazu gehören u.a. Marcel Proust: „Auf der Suche nach der verlorenen Zeit“, Bruno Schulz: „Die Zimtläden“, Alexander Puschkin: „Stationen eines Dichterlebens“, J. W. Goethe: „West-östlicher Diwan“, Joseph Roth: „Briefe aus Deutschland“, Johannes Bobrowski: „Ebenen“ (Gedichte und Prosa, mit Stephen Harrap – Orgel), Friedrich Hölderlin: „Wechselreden“ (Gedichte, mit Deborah Richards – Klavier), Wolfram v. Eschenbach / D. Kühn: „Parzival“ und „Sehnsucht der Sprache nach der Musik“ (Texte der Romantiker und Robert Schumanns mit Musik des Komponisten, mit Sheila Arnold – Klavier). Auch mit eigenen literarischen Programmen hat sich Bernt Hahn im In- und Ausland etabliert. Als besondere Projekte sind zu nennen: die vollständige öffentliche Lesung des Romans „Auf der Suche nach der verlorenen Zeit“ von Marcel Proust (1997 bis 2004) und die vollständige öffentliche Lesung des Romans „Jahrestage“ von Uwe Johnson (2009 bis 2012). Bernt Hahn folgte Einladungen zu nationalen und internationalen Festivals wie „Wege durch das Land“, dem Schleswig-Holstein-Festival, der Buchmesse Leipzig, dem „Altstadtherbst Düsseldorf“, der Buchmesse Warschau, der Villa Massimo in Rom, dem „Winterfestival“ in Sarajevo u.a. Aus Anlass der Feierlichkeiten zum 180. Todestag von Alexander Puschkin folgte Hahn der besonderen Einladung, an dessen Grabmal Verse aus dem Werk auf Deutsch vorzutragen.
© Miriam Halfman
Stefan Plasa, Jahrgang 1970, studierte Germanistik und Anglistik an der Universität Greifswald. Er wurde 2007 in der anglistischen Literaturwissenschaft mit einer Arbeit zur modernistischen Dichtungstheorie T. S. Eliots und Ezra Pounds promoviert (die Dissertation wurde 2010 im Wilhelm Fink Verlag München veröffentlicht). 2003 verbrachte Stefan Plasa einige Monate als Visiting Scholar am Wolfson College der University of Cambridge in England. Artikel, Aufsätze und Vorträge beschäftigten sich seitdem u.a. mit deutscher und englischer Literatur des Mittelalters, der Renaissance und vor allem der Klassischen Moderne. Ein Schwerpunkt der literaturwissenschaftlichen Arbeit von Stefan Plasa liegt auf der Rezeption von Stoffen und Motiven in der Kunst- und Musikgeschichte. Nach Stellen als wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Universität Greifswald arbeitete Stefan Plasa von 2007 bis 2009 als Studienkoordinator der Philosophischen Fakultäten der Universität des Saarlandes in Saarbrücken und seit Dezember 2009 als Referent für Studium und Lehre am Dekanat der Philosophischen Fakultät der Universität Bonn. Seit 2020 veröffentlicht Stefan Plasa eigene lyrische Texte sowie Überset-zungen auf seinem Literaturblog: stefanplasa.org.