Ina Brandes
Ministerin für Kultur und Wissenschaft des Landes Nordrhein-Westfalen Foto: MKW/ Anja Tiwisina
Freitag, 02.05.2025:
11:00 Empfang im Gobelin-Saal des Alten Rathauses
Ab 14:00 Uhr – Woelfl-Haus
Für praktische Darstellungen der historischen Aufführungspraxis steht ein Broadwood-Square-Piano aus dem Jahr 1829 zur Verfügung.
Chairman Martin Czernin
14:00 Leanne Langley: „Patterns in Musical Mobility: The French Connection in Nineteenth-Century London.“
14:45 Anna Petrova-Forster: „Claude Chevalier de La Lance (1765–1852) – ein vergessener Offizier und Komponist.“
15:30 Kaffeepause
16:00 Margit Haider-Dechant: „Der Geist der Französischen Revolution in Beethovens und Woelfls Werk”
16:45 Anna Katharina Tutert: „M. Woelfl improvisera sur le piano.“ – Stimmen zur instrumentalen Stegreifpraxis in Paris um 1800.
17:30 Kaffeepause
18:30 Lecture Recital
Artem Belogurov (Hammerklavier)
Anschließend gemeinsames Abendessen im Restaurant Alexander
Samstag, 03.05.2025
Chairman Margit Haider-Dechant
10:30 Martin Czernin: Joseph Woelfl und seine Wiener „Verwandten“
KLAVIER
11:15 Cordelia Höfer-Teutsch: „Joseph Woelfl – Wegbereiter und Visionär “
12:00 Kaffeepause
12:30 Hermann Dechant: „Zur Gesamtausgabe von Woelfls Variationen für Klavier“
13:15 Hervé Audéon: „Les deux premiers concertos édités de Joseph Woelfl, op. 20 et 26, et leur contexte parisien“
14:00 Mittagspause
KAMMERMUSIK
Chairman Martin Czernin
14:45 Praxedis Hug: „Die Harfe im 19. Jahrhundert unter besonderer Berücksichtigung von Woelfls in Paris komponiertem Grand Duo Op. 29.“
15:30 Balázs Mikusi: „Lob der Gottheit“: Woelfl‘s Standalone Religious Chorus
16:15 Kaffeepause
16:45 Chanyapong Thongsawang: „Joseph Woelfl and the Characteristics of the Pianofortes in Vienna and Paris“
17:30 Hartmut Krones: „Reissender Absatz in Paris“ – Woelfls Klaviertrios Op. 23
18:15 Kaffeepause
19:00 Trio Konzert
Andrew Wong (Violine), Anne-Linde Visser (Violoncello), Anders Muskens (Hammerklavier)
Sonntag, 04.05.2025
Chairman Margit Haider-Dechant
FRANKREICH – POLITIK UND KUNST
10:30 Gudrun Gersmann: „1794 oder die Trikolore über dem Rheinland. Kunst, Kultur, Raub und Revolution“
11:15 Christina Schröer: „Wie stabilisiert man eine zerrissene Gesellschaft? Die Republik des Directoire, von Robespierre zu Bonaparte (1794–1799)“
12:00 Mittagspause
12:45 Hubertus Kohle: „Jacques Louis David – Ein Künstler der Revolution und ein revolutionärer Künstler“
13:30 Ingrid Bodsch: „Du Consulat à l’Empire – Musikleben und ausländische Musiker in Paris zur Zeit des Aufenthalts von Joseph Woelfl im Spiegel der Presse und in Reiseberichten“
14:15 Kaffeepause
14:30 Round Table: Leitung Landry Charrier
16:00 Abschlusskonzert
Adalberto Maria Riva
Unsere Referenten
(in alphabetischer Reihenfolge)
Audéon, Dr. Hervé: IReMus – Institut de Recherche en Musicologie- CNRS, associé à l’université de Paris-Sorbonne (F)
Bodsch, Dr. Ingrid: Gründungsdirektorin des Stadtmuseum Bonn a.D., Kuratorin des künftigen Woelfl-Museums Bonn, Projektleiterin des Schumann-Netzwerks (D)
Charrier, Dr. habil. Landry: Associate Fellow am Centre for Advanced Security, Strategie and Integration Studies, Universität Bonn und Redaktionsleiter der deutsch-französischen Zeitschrift dokdoc.eu (D/F)
Czernin, Dr. Martin: Landesarchiv Burgenland (A)
Dechant, Prof. Dr. Hermann: Em. Hochschule für Musik in Würzburg, Verlagsdirektor von APOLLON-Musikoffizin OHG Bonn, Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn (D)
Gersmann, Prof. Dr. Gudrun: Universität zu Köln, Lehrstuhl für Geschichte der Frühen Neuzeit (D)
Haider-Dechant, Univ.-Prof. Em. Dr. Margit: Em. Anton Bruckner-Privatuniversität in Linz, Leiterin des Woelfl-Hauses Bonn, Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn (A/D)
Höfer-Teutsch, a.O. Univ. Prof. i.R. Cordelia: Universität für Musik und darstellende Kunst Mozarteum, Salzburg (A)
Hug, M.A. Praxedis: Doktorandin der Universität Bern (CH)
Kohle, Prof. Dr. Hubertus: Ludwig-Maximilians-Universität München, Lehrstuhl für Mittlere und Neuere Kunstgeschichte (D)
Krones, Univ.-Prof. Dr. Hartmut: Universität für Musik u. darstellende Kunst Wien (A)
Langley, Dr. Leanne: Hon. Librarian, Royal Philharmonic Society, London (GB)
Mikusi, Dr. Balázs: Executive Direktor der RISM-Zentralredaktion, Frankfurt (D/H)
Petrova-Forster, Dr. Anna: Pianist, independent researcher (CH)
Schröer, Dr. Christina: Wissenschaftliche Geschäftsführerin des Frankreichzentrums der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität CERC, Centre Ernst Robert Curtius (D)
Thongsawang, Dr. Chanyapong: Asst. Professor am Princess Galyani Vadhana Institute of Music, Bangkok (TH)
Tutert, Anna Katharina: Doktorandin in den Fächern Historische Musikwissenschaft und Musikpädagogik an der Hochschule für Musik und Theater, München (D)
Hervé Audéon
« Les deux concertos, op. 20 et 36 de Joseph Woelfl et leur contexte parisien »
Les deux premiers concertos édités de Joseph Woelfl furent publiés à Paris, lors du séjour du compositeur entre 1801 et 1805. Si leurs dates de composition ne sont pas connues, ces concertos témoignent à la fois de pratiques viennoises mais aussi parisiennes du genre, que nous tenterons de définir,
Chercheur au CNRS, Hervé Audéon est actuellement en poste à l’IReMus (Institut de recherche en musicologie), à Paris. Ses recherches concernent notamment les pratiques et répertoires musicaux aux XVIIIe et XIXe siècles.
Il travaille avec plusieurs musiciens et facteurs d’instrument, notamment dans le cadre du programme de recherche AcClaV (L’accompagnement des claviers par le violon, une pratique oubliée) de la HES-SO (Haute-École Spécialisée de Suisse occidentale). Il a co-dirigé les actes des rencontres organisées pour le 250e anniversaire de la naissance d’A. Reicha, parus chez G. Olms, et participé au Dictionnaire de l’Opéra de Paris sous l’Ancien Régime. Il a publié plusieurs éditions musicales critiques, articles et ouvrages, dont 14 symphonies de H. -J. Rigel, la correspondance de L.-F. Herold ou les écrits inédits d’A. Reicha. Outre les concertos de Woelfl, il prépare notamment l’édition de quatuors inédits d’I. Pleyel pour l’ICCMU (Madrid) et d’une sonate avec violon de F. W. Rust. Membre du Conseil national des universités (CNU), il est également expert auprès du Haut Conseil de l’évaluation de la recherche et de l’enseignement supérieur (Hcéres).
Ingrid Bodsch
„Du Consulat à l’Empire – Musikleben und ausländische Musiker in Paris zur Zeit des Aufenthalts von Joseph Woelfl im Spiegel der Presse und in Reiseberichten“
Wie schaute man bei aller Konkurrenz in Paris, außerhalb von Paris und seitens Besuchern in Paris, wo sich Joseph Woelfl, zieht man die Zeit seiner vom Sommer 1802 bis Herbst 1803 unternommenen Konzertreise ab, etwa 3 1/2 Jahre aufhielt, auf den im Oktober 1801 im Journal de Paris als einen der erstaunlichsten Pianisten gepriesenen gebürtigen Salzburger, der etwa seit August 1801 in der Stadt war? Liegt es auch an seinem Namen, der sogar als »Vrolf« in den Zeitungen auftaucht, dass er selbst bei heute möglicher digitaler Suche nur in relativ wenigen Konzerten identifiziert werden kann, obwohl seine außergewöhnlichen pianistischen Fähigkeiten selbst in Besprechungen seines erfolgreichen Operndebuts »L’amour romanesque« hervorgehoben werden? Liegt es an der musikalischen Vorliebe nicht nur des Ersten Konsuls und ab 1804 Kaisers, die – soviel ist klar – vor allem der italienischen Oper gehörte? Immerhin gehörte die Kaiserin und ihre Tochter Hortense zu den Besuchern der Premiere von Woelfls zweiter in Paris auf die Bühne gebrachten Oper »Fernand ou les Maures«, was seitens Napoleons Ehefrau und seiner Stieftochter Hortense, der zeitweiligen Königin von Holland, allerdings keine persönliche Bekanntschaft mit Woelfl voraussetzt,
da die beiden musikalisch sehr begabten Damen nicht nur regelmässig in ihren Salons eigene Konzerte veranstalteten, sondern häufige Opernbesucherinnen waren.
Ingrid Bodsch, Studium der Geschichte, Germanistik, Kunstgeschichte und Volkskunde in Graz und Bonn (Magisterexamen Bonn 1977). Wiss. Mitarbeiterin am Hist. Seminar der Universität Bonn bis 1981. Danach in Köln, Jülich und in den USA im Museums- und Aus-stellungsbereich tätig. 1989 Promotion an der Universität Bonn. Von 1990 bis Mai 2021 Gründungsdirektorin des Stadtmuseum Bonn. Von 2003–2007 Fachgruppensprecherin der Kulturhistorischen Museen im Deutschen Museumsbund, seit 2005 bis heute Projektleiterin des Internationalen Schumann-Netzwerks/Schumann-Portals, seit Juni 2021 Kuratorin des künftigen Woelfl-Museums Bonn. Trägerin des Österreichischen Ehrenkreuzes für Wissen-schaft und Kunst (2005), des Großen Ehrenzeichens für Verdienste um die Republik Öster-reich (2013) und des Verdienstkreuzes am Bande der Bundesrepublik Deutschland (2020). Arbeitsschwerpunkte: Ausstellungen, Veröffentlichungen und Veranstaltungsorganisation von Konzerten bis zu Filmfesten und Tagungen zu kulturhistorischen Themen, mit Schwer-punkt Gesellschaftsgeschichte, Literatur- und Musikgeschichte des 18. und 19. Jh.
Landry Charrier, Dr. habil. Landry Charrier studierte an den Universitäten von Nantes und Düsseldorf. Zwischen 2007 und 2017 lehrte er am Germanistischen Institut der Universität Clermont Auvergne als Associate Professor für deutsch-französische Beziehungen.
Er war gleichzeitig Programmbeauftragter des deutsch-französischen BA-Studiengangs „Deutsch-französische Studien“ mit der Universität Regensburg. Von 2017 bis 2022 arbeitete er im Auftrag des Ministeriums für Europa und Auswärtige Angelegenheiten für das französische Kulturnetzwerk im Ausland. Nach Station in Bonn als Leiter des Institut français und Hochschulattaché war er in Den Haag als Attaché für Wissenschafts- und Hochschulkooperation tätig.
Charrier ist Mitglied der CNRS-Forschungseinheit SIRICE (Sorbonne Université, Paris), Associate Fellow am Global Governance Institute (Brüssel) sowie am Center for Advanced Security, Strategic and Integration Studies der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn. Er ist auch Ko-Produzent des Frankreich-Podcasts „Franko-viel“ sowie Redaktionsleiter der deutsch-französischen Zeitschrift dokdoc.
Seit April 2025 gehört er dem Team EUROPE DIRECT Speakers-Pool der Europäischen Kommission an. Charrier ist zudem Absolvent des Collège des Hautes Études de l’Institut diplomatique in Paris.
Lehrbeauftragter an Sciences Po Strasbourg (2023-2024) und der Universität Paderborn (2024-2025).
Martin Czernin
Joseph Woelfl und seine Wiener „Verwandten“
Joseph Woelfl ging 1795 von Salzburg nach Wien, wo er (mit Unterbrechungen) bis 1801 blieb. Hier komponierte er einige wichtige Werke, mit denen er sich beim Publikum erfolgreich präsentierte. In diesen Jahren lebten in Wien aber auch andere Personen mit dem Familiennamen „Wölfl / Woelfl“. Diesen „Verwandten“ von Joseph Woelfl soll in diesem Vortrag näher nachgegangen werden. Dabei geht es vor allem um die Fragen, wie diese „Verwandten“ miteinander (genealogisch) verbunden waren, seit wann diese in Wien lebten und (soweit möglich) ob bzw. wie Joseph Woelfl mit diesen während seiner Zeit in Wien in Kontakt war.
Martin Czernin. Studium der Musikwissenschaft in Salzburg und Wien. Anschließend Musikarchivar in der Benediktinerabtei „Schottenstift“ im Zentrum Wiens. Mitarbeit am neuen Verzeichnis der Werke von Johann Josef Fux (1660-1741). Derzeit Mitarbeiter der Kulturabteilung des Landes Burgenland als Verantwortlicher für die Musiksammlung des Landes im Landesarchiv Burgenland. Lehrtätigkeit am Institut für Musikwissenschaft der Universität Wien sowie am Joseph Haydn Konservatorium in Eisenstadt. Zahlreiche Vorträge und Publikationen zur österreichischen Musikgeschichte, besonders des Mittelalters und des 18.-20. Jahrhunderts.
Hermann Dechant
Zur Gesamtausgabe von Woelfls Variationen für Klavier
Joseph Woelfl hat während seiner ganzen Schaffensepoche Variations-Zyklen für Klavier veröffentlicht. In ihrer Ausgestaltung reichen sie vom einfach gehaltenen „Thema mit drei Variationen“ bis hin zur Standardform „Thema mit neun Variationen“ mit hohem virtuosem Anspruch. Der größte Teil der 23 Variationen entstand in Wien, vier Zyklen wurden in Paris, acht in London veröffentlicht. Die Palette der Themen ist weit: Sie reicht von der großen Opern-Arie über die französische Romance und Opernchöre bis hin zum englischen Volkslied. In allen Fällen stellt die getroffene Auswahl der Themen einen Gradmesser für ihre aktuelle Bekanntheit und Beliebtheit dar. Denn Variationen über unbekannte Themen hätten kaum Käufer gefunden. Insofern sind Woelfls Variationen zugleich wichtige Gradmesser für den Erfolg anderer Komponisten in seiner Epoche.
Hermann Dechant wurde 1939 in Wien geboren. Mit sechs Jahren erhielt er den ersten Klavierunterricht, mit zehn Jahren wurde er an die Akademie für Musik und Darstellende Kunst in Wien in die Frühbegabtenabteilung aufgenommen und studierte Flöte. 1958 absolvierte er Gymnasium und Akademie „mit vorzüglichem Erfolg“ und wurde 1960 als Soloflötist der Bamberger Symphoniker verpflichtet. Zusätzlich studierte Dechant Dirigieren, Komposition, Musikwissenschaft und Kunstwissenschaft an den Universitäten in Würzburg und Regensburg (Dr. phil.). Ab 1968 gehörte er dem Leitungsteam des Bundesjugendorchesters an. 1973 wurde Dechant an die Hochschule für Musik in Würzburg für die Fächer Dirigieren und Orchesterleitung berufen (Professor). Sein 1985 publiziertes Handbuch „Dirigieren. Zur Theorie und Praxis der Musikinterpretation“ gilt bis heute als Standardwerk und liegt seit 2000 auch in russischer Übersetzung vor. Für seine Tätigkeiten als Musiker, Komponist, Dirigent, Pädagoge und Wissenschaftler wurde Dechant mehrfach ausgezeichnet, u. a. mit dem Bundesverdienstkreuz am Bande des Verdienstordens.
Gudrun Gersmann
„1794 oder die Trikolore über dem Rheinland. Kunst, Kultur, Raub und Revolution“
Der Vortrag beleuchtet die dramatischen Ereignisse rund um die Besetzung des Rheinlands durch französische Revolutionstruppen im Herbst 1794 und ihre kulturellen Folgen am Beispiel der Kölner Jesuitensammlungen. Bücher, Zeichnungen und naturwissenschaftliche Objekte aus dem Besitz des aufgelösten Jesuitenkollegs wurden systematisch konfisziert und nach Paris verbracht – als Teil einer republikanischen Kulturpolitik, die Raub und Schutz der Künste zugleich beanspruchte. Im Fokus steht die Geschichte dieser im europäischen Kontext bedeutenden Sammlungen – ihre Genese seit
dem 16. Jahrhundert, ihre Bedeutung als Bildungsressource sowie ihr Verlust durch französische „Kunstkommissare“. Gleichzeitig wird die Rückforderungspolitik nach 1815 skizziert und die späteren erinnerungspolitischen Debatten bis ins 20. Jahrhundert verfolgt. Der Vortrag verbindet exemplarische Einzelstudien mit größeren, gerade auch heute noch aktuellen Fragen nach kulturellem Erbe, Provenienz und Restitution.
Gudrun Gersmann, 1984 Studium der Geschichte, Romanistik und Germanistik an der Ruhr-Universität Bochum, der Université Jean Calvin (Genf) und an der Sorbonne (Paris), Staatsexamen Geschichte und Romanistik, 1984–1993 Wissenschaftliche Mitarbeiterin und Assistentin RUB, 1991 Promotion im Fach Geschichte: Studie über Zensur- und Untergrundbuchhandel im Paris des späten 18. Jahrhunderts, RUB („summa cum laude“), 1993–1996 3-jähriges Habilitations-stipendium des Lise-Meitner-Programms (NRW), 1996–1998 Wissenschaftliche Assistentin LMU, 1999–2002 DFG-Projekt „Ein Server für die Frühe Neuzeit“, 2000 Habilitation: Studie zu "Wasserproben und Hexenprozessen im frühneuzeitlichen Fürstbistum Münster", LMU, 2001 Forschungsstipendium „Exzellenzpool Bayern“, 2002–2004 Professur für die Geschichte der Frühen Neuzeit, Leitung des Hochschularchivs, RWTH Aachen, 2004–2007 Ruf auf den Lehrstuhl für die Geschichte der Frühen Neuzeit, Universität zu Köln, 2007–2012 Direktorin des Deutschen Historischen Instituts in Paris, 2013–2015 Prodekanin der Phil. Fakultät, UzK, 2015–2017 Prorektorin für Internationales, UzK, 2017 Verleihung des nationalen französischen Verdienstordens der Ehrenlegion durch Staatspräsident F. Hollande („chevalier de la légion d´honneur“), 2012 – heute Professur für die Geschichte der Frühen Neuzeit, UzK
Margit Haider-Dechant
Der Geist der Französischen Revolution in Beethovens und Woelfls Werk
Während Ludwig van Beethoven als Kind in einem Fürstbistum, das über Jahrhunderte hinweg in engem Kontakt zu Frankreich stand, von Beginn an die Ereignisse rund um die Französische Revolution miterlebte, nahm sie der am 14. Juli 1889 noch nicht 16jährige Joseph Woelfl, wenn überhaupt, so doch nur peripher wahr. Beethoven begeisterte sich während seines Besuchs der Vorlesungen bei dem prorevolutionär eingestellten Professor Eulogius Schneider an der Bonner Universität so sehr für die Grundidee der Revolutionäre „Liberté, Egalité, Fraternité“, dass er den Stil der französischen Revolutionsmusik besonders in seinen symphonischen Werken übernahm und wiederholt Ausschnitte aus revolutionären Hymnen in ihnen zitierte. Woelfl hingegen setzte sich erst während seines vierjährigen Aufenthalts in Paris mit der Auswirkung des revolutionären Geistes auf die Symphonik und Oper auseinander, die in einigen seiner in Paris entstandenen Werken ihren Niederschlag fand.
Margit Haider-Dechant, Studien in Klavierpädagogik und Konzertfach Klavier in Linz, Salzburg, Frankfurt/Main und Freiburg/Breisgau sowie in Musikwissenschaft in Graz und Wien; 2005 Habilitation, 2008 Promotion Dr. phil. s.c.l. Bis 2014 Klavier-Professorin an der Anton Bruckner Universität in Linz, OÖ. Von 2001–2002 zusätzlich Gastprofessorin an der Mahidol-Universität in Bangkok, ab 2018 Lehrauftrag an der Universität Bonn.
Konzerte weltweit, die auch von Rundfunk- und Fernsehstationen aufgezeichnet wurden. Zahlreiche Einspielungen auf CDs, u. a. für die größte japanische Schallplattenfirma Fontec. Aufgrund der CD „Wagner für Tasten“: Konzert-Einladung von Wolfgang Wagner in die Villa Wahnfried.
Ehrungen: 1998: Ehrenmitglied des Richard-Wagner-Verbandes Barcelona | 2000: Ehrenprofessur der Russischen Föderation | 2015: Goldenes Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik Österreich.
Cordelia Höfer
Nachdem das Woelfl-Haus Bonn viele Jahre hindurch erfolgreich das umfangreiche musikalische Schaffen Joseph Woelfls weltweit in Bibliotheken wiederentdeckt und zu einem Archiv zusammengeführt hat, besteht nun die Möglichkeit, sich den Details in seinem Werk zu nähern. Und diese sind verblüffend. Vorweg kann bereits nach einer ersten Sichtung festgestellt werden, dass Woelfl auf seine musikalische Nachwelt, beginnend bei seinem Verehrer Franz Schubert und sich fortsetzend bei Frédéric Chopin und Johannes Brahms und anderen großen Einfluss ausgeübt hat. Dies betrifft sowohl die musikalische Formgebung als auch die Melodiebildung, motivische Arbeit, Ideengestaltung und Klaviersatz. Dass dahinter die vorzügliche Ausbildung des jungen Woelfl in Violine, Klavier und Komposition durch Leopold und Maria Anna Mozart immer wieder erkennbar wird, aus der Woelfl richtungweisende Neuentwicklungen abgeleitet hat, bildet einen zusätzlichen Aspekt von hoher Attraktion. Die Aufarbeitung des umfangreichen Stoffs wird eine Beschäftigung über viele Jahre erfordern. Hier sei ein erster kleiner Einblick vermittelt.
Die Pianistin Cordelia Höfer, in München geboren, absolvierte ihr Klavierstudium in Salzburg und München. Im 'Mozarteum' Salzburg studierte sie auch Dirigieren bei Gerhard Wimberger und Liedbegleitung bei Paul Schilhawsky.
Weitere wichtige Lehrer waren Wilhelm Kempff, Tatjana Nikolajewa, Elisabeth Leonskaja und Vitalij Magulis. Noch als Studentin erhielt sie einen Lehrauftrag am Mozarteum in Salzburg. Seit ihrer Habilitation 2002 leitete sie dort eine Klavierklasse. Im Rahmen ihrer langjährigen Unterrichtstätigkeit wirkte sie in intensiver Zusammenarbeit mit Kollegen wie Sándor Végh, Heinrich Schiff und Nikolaus Harnoncourt. Ihre Studierenden gewannen in den letzten 20 Jahren mehr als 50 Preise bei nationalen und internationalen Klavierwettbewerben.
Eine umfangreiche Konzerttätigkeit führt Cordelia Höfer seit ihrem 15. Lebensjahr als Solistin und Kammermusikerin durch viele europäische Länder, in die USA, nach Chile, Japan, Südkorea und China.
Seit dem Jahr 1991 tritt sie oft mehrmals jährlich in den Kammerkonzerten der Berliner Philharmoniker auf. Dabei hat sie auch mit Sängerinnen wie Christine Schäfer, Juliane Banse und Anna Prohaska konzertiert.
Seit 2024 ist sie Vizepräsidentin der Internationalen Joseph-Woelfl-
Gesellschaft mit Sitz in Straßwalchen/ Österreich.
Praxedis Hug
Die Harfe im 19. Jahrhundert unter besonderer Berücksichtigung von Woelfls in Paris komponiertem Grand Duo op. 29
Im Zentrum dieses Referats steht die Entwicklung der Harfe und deren Harfenbau, die Protagonist-innen der französischen Hochblüte um Marie-Antoinette, die Bedeutung in der Gesellschaft des von der Aristokratie geprägten Frankreichs, wie auch das Genderphänomen. Paradoxerweise wird die Harfe im kollektiven Bewusstsein mit dem weiblichen Geschlecht assoziiert, wenn man bedenkt, dass die ersten virtuosen Harfenspieler und Komponisten Männer waren! Es waren die Männer, welche die Frauen dazu ermutigten, sich der Kunst zu widmen. Wie sah es wirklich aus?
Ein weiterer Fokus liegt auf dem Komponisten Joseph Woelfl, als Schüler Mozarts und Vorreiter in der Duo-Kombination Harfe&Klavier.
Praxedis Geneviève Hug ist in Zürich geboren. Sie studierte Klavier bei Theo Lerch wo sie mit dem Solistendiplom mit Auszeichnung abschloss, bevor sie in Imola an der Accemia Pianistica Incontri col Maestri und in Florenz bei Riccardo Risaliti weiterstudierte. Sie ist Preisträgerin bedeutender internationaler Wettbewerbe und Mitglied des renommierten Kreises der Steinway-Artists. 2010 gründete Sie zusammen mit Praxedis Hug-Rütti das Duo Praxedis in der weltweit einzigartigen Besetzung Harfe & Klavier. Sie hat bereits 25 CDs herausgegeben und promoviert derzeit an der Universität Bern bei Cristina Urchuegia und David Day über das Thema „Harfe und Klavier als Duo-Gattung im 19. Jahrhundert“.
Hubertus Kohle
„Jacques Louis David – Ein Künstler der Revolution und ein revolutionärer Künstler“
Jacques Louis David gilt vielen als der Inbegriff des revolutionären Künstlers. Dazu beigetragen hat die schlichte Tatsache, dass er in der Zeit der Französischen Revolution aktiv war, die nun wiederum selber zum Inbegriff der Revolution geworden ist. Mit dem „Schwur der Horatier“ von 1784 hat David ein Bild gemalt, das im wahrsten Sinne des Wortes mit der künstlerischen Vergangenheit aufgeräumt hat, der „Tod des Marat“ ist zur Ikone der Revolution geworden, die in der Kunst der Moderne derartig einflussreich geworden ist, dass man eine ganze Geschichte dieser Moderne als Rezeptionsgeschichte dieses Bildes schreiben könnte. Aber David war nicht nur Künstler, der in der Zeit um 1800 das bedeutendste Atelier in Europa betrieb, sondern er war auch Politiker, der in der Revolution eine Erfüllung seiner künstlerischen Träume erblickte. Als Mitglied des Nationalkonventes stieg er zu einem der einflussreichsten und radikalsten Vertreter der Revolution auf. Und selbst in Napoleon sah er später deren Vollender.
Hubertus Kohle, 1978–1986: Studium der Kunstgeschichte, Philosophie und Romanistik an den Universitäten Bonn, Florenz und Paris; 1986: Promotion über “Ut pictura poesis non erit. Denis Diderots Kunstbegriff” 1984–1987: Journalistische Tätigkeit bei der italienischen Tageszeitung “LaRepubblica” 1987–1992 und 1993–1997: Wissenschaftlicher Mitarbeiter bzw. Hochschulassistent an der Universität Bochum; 1992/93: Getty-Postgraduate- Stipen-dium; 1996: Habilitation zu Adolf Menzels Friedrichbildern in Bochum; 1997–2000: Hoch-schuldozent am Kunsthistorischen Institut der Universität zu Köln; seit 2000: Professor am Institut für Kunstgeschichte der LMU München; 2008: Gastprofessur an der Ecole Normale Superieure, Paris; 2015: Getty Research Fellow; 2019ff: Sprecher des DFG Schwerpunkt-programms “Das digitale Bild” (mit Hubert Locher/ U Marburg); 2023: Fellow an der Kol-leg-Forschungsgruppe „Zugang zu kulturellen Gütern im digitalen Wandel“ der Universität Münster; Forschungsinteressen in der Kunst des 18. bis 20 Jhdts. und in der digitalen Kunst-geschichte.
Hartmut Krones
„Reissender Absatz in Paris“ – Woelfls Klaviertrios Op. 23
Joseph Woelfl hatte in seinen 1797 geschriebenen und dem verehrten Lehrer Joseph Haydn gewidmeten Klaviertrios op. 5 sowohl einem Kammermusik-Ideal von drei annähernd gleichberechtigten Instrumenten gehuldigt als auch Haydns Technik der in „zwei Prinzipe“ geteilten Hauptthemen übernommen, was zu gleichsam „einthematischen“ Strukturen führte, wie sie u. a. auch Ludwig van Beethoven oft anwandte. In den Jahren danach kam es zu dem berühmten Klavierduell mit Beethoven, zur ersten großen Konzertreise in deutsche Städte und schließlich zur Übersiedlung nach Paris; jedenfalls hatte Woelfl mannigfaltige kompositionstechnische Einflüsse empfangen, als er 1802 in Paris seine Klaviertrios opus 23 verfaßte. Und so zeigen sich diese deutlich anders gestaltet als die Trios von 1797: Unterschiedlichere Themen und kühnere Modulationen sorgen für Vielfalt; zudem wird dadurch zeitweise fast die Grundtonart verschleiert. Vor allem aber stellen sich die Trios gleichsam als Klavierkonzerte en miniature dar, so dominant tritt das Tasteninstrument sowohl bei der Themenaufstellung als auch bei den Verarbeitungen hervor.
Univ.-Prof. MMag. Dr. Hartmut Krones. Geb. 1944 in Wien, studierte Musikerziehung und Germanistik für das Lehramt, Gesang, Gesangspädagogik sowie Musikwissenschaft, unterrichtet seit 1970 an der Akademie (1998 Universität) für Musik und darstellende Kunst Wien und leitete März 2002 bis September 2013 das „Institut für Musikalische Stilforschung“ (Abteilungen „Stilkunde und Aufführungspraxis“ sowie „Wissenschaftszentrum Arnold Schönberg“). Mitarbeiter und Fachbeirat der MGG (für „Österreich, 20. Jhdt.“) sowie des „Historischen Wörterbuchs der Rhetorik“, Publikationen in den Bereichen Aufführungspraxis Alter und Neuer Musik, Musikalische Symbolik und Rhetorik sowie Musik und Musikgeschichte des 20. Jahrhunderts (incl. Musik im Exil); Bücher u. a. über Leben und Werk von L. van Beethoven sowie von A. Schönberg. 2018 erschien der 1. Band der von ihm geleiteten Kritischen Gesamtausgabe der Schriften Arnold Schönbergs, 2025 folgen zwei weitere Bände.
Leanne Langley
Patterns in Musical Mobility: The French Connection in Nineteenth-Century London.
Since the early 20 th century, historians have tended to see British music of the previous century as Italian-influenced at the start and German-dominated at the end. Embracing only two national stereotypes (Italian opera, Austro-German symphony), this view not only fails to grasp London’s oddity as an imperial capital, highly internationalized by the late 1700s; it also overlooks the diverse ways in which a local culture can be shaped by incoming forces – new compositions but also novel teaching styles, imported instruments, unfamiliar rehearsal methods, ideas about audience-building and fresh approaches to music research.
In each of these areas, a continental refugee, tourist or émigré positively animated 19 th - century British musical practice. Joseph Woelfl was one of them. Other striking exemplars were themselves French, infusing British culture so effectively – under the radar, so to speak – that their contributions have still not been fully appreciated. My paper examines this French connection in London, exploring how music facilitated the social and geographical movement of people for the benefit of British cultural development.
Dr. Leanne Langley is a historian of British musical culture and Hon. Librarian of the Royal Philharmonic Society. After studying musicology at the University of North Carolina, Chapel Hill (USA), she lectured for Notre Dame University and the University of Southampton (UK), also working as senior editor for Grove Dictionaries. Her publications include studies of British press criticism, the reception of Schubert, Berlioz, Verdi and J.S. Bach, London concert halls, the Philharmonic Society of London, the Henry Wood Promenade Concerts, and the development of British music scholarship. She has recently published The Royal Musical Association: Creating Scholars, Advancing Research (Boydell Press, 2024) to celebrate 150 years of the RMA.
Balázs Mikusi
„Lob der Gottheit“: Woelfl’s Standalone Religious Chorus
While Joseph Woelfl’s oeuvre extends to a variety of genres, vocal music not intended for the stage plays a relatively modest role. Even more unique is the position of his choral setting of Karl Wilhelm Ramler’s “Lob der Gottheit,” which was published as a standalone four-part hymn in the second volume of Woelfl’s Gesänge am Klavier (Leipzig: Breitkopf & Härtel, 1799). This first edition notwithstanding, the texture of the accompaniment shows traces of orchestral inspiration, presumably revealing the original form of the composition (which has also survived in historical sources). In my paper I investigate how the idea to embed such a choral piece in a collection of Lieder could have fit the editorial practice of the time, and provide a short analysis of the composition assessing Woelfl’s musical approach to Ramler’s poem.
In doing so, I partly draw on Johann Gottlieb Naumann’s setting of the same text as a convenient basis for comparison.
A graduate of the Liszt Academy of Music in Budapest, Balázs Mikusi holds a PhD in musicology from Cornell University (Ithaca, NY). During his eleven-year tenure (2009–2020) as Head of the Music Collection of the National Széchényi Library in Budapest, he sought to navigate a double career as musicologist and librarian, from 2016 to 2019 serving both as President of the Hungarian Musicological Society and as Vice-President of the International Association of Music Libraries (IAML). Since September 2020 he has been executive director of the Editorial Center of Répertoire International des Sources Musicales (RISM) in Frankfurt am Main, currently also holding a position at the Academy of Sciences and Literature in Mainz dedicated to the future perspectives of RISM. He has authored and edited nine books in Hungarian, and has also published close to 30 articles in English and German, most of them focusing on the music on Joseph Haydn and Wolfgang Amadé Mozart.
Anna-Petrova-Forster
Claude Chevalier de La Lance (1765–1852) – ein vergessener Offizier und Komponist.
Das Musikleben von Paris war in der vorrevolutionären Zeit reich und vielfältig. Die Revolution versetzte dem kulturellen Leben des Landes einen schweren Schlag. Dennoch ist das Leben in Paris während dieser Zeit gut erforscht. Über das Musikleben in der französischen Provinz ist viel weniger bekannt. Der Artikel beleuchtet das Leben zweier Musikliebhaber aus der Bretagne und Lothringen. Die Briefe der bretonischen Musikliebhaberin Madame de Pompéry (1762–1820) geben uns einen einzigartigen Einblick in das tägliche Leben einer jungen Musikliebhaberin vor zwei Jahrhunderten. In der französischen Musikwissenschaft gibt es einige Artikel über sie, aber außerhalb des Landes ist sie unbekannt. Der Offizier Chevalier de la Lance, dessen Name in ihren Briefen mehrfach erwähnt wird, ist selbst in Frankreich völlig vergessen. De La Lance, geboren in Verdun, war ein hervorragender Geiger, Pianist und Konzertmeister der zweiten Violinen im Orchester von „Concert Olympique“. Nach seiner Emigration nach Deutschland war er gezwungen, Musikunterricht zu geben. Er hinterließ Kammermusikwerke, Lieder und Klavierstücke, die in Paris, Frankfurt, Offenbach am Main und Wien gedruckt wurden.
Dr. Anna Petrova-Forster begann mit sechs Jahren ihr Musikstudium in Sofia und hat bei Ljuba Entcheva, Louis Hiltbrand, Hubert Harry und Nathan Milstein studiert. Neben ihrer Konzerttätigkeit trat sie auch als Solistin und Kammermusikerin in Rundfunk- und Fernsehsendungen auf. Anna Petrova-Forsters Interesse gilt den vergessenen Komponisten des 18. und 19. Jahrhunderts sowie den Komponisten des frühen 20. Jahrhunderts. Ihre CDs sind Werken von Daniel Steibelt, J. Woelfl, G. Pinto, H. de Montgeroult, A. Boëly, A. A. Klengel, G. Aspull, J. Hauer und V. Kaprálová gewidmet. Dem gleichen Thema widmet sich auch ihre wissenschaftliche Arbeit, deren Dissertation den Titel „Vergessene europäische Klaviermusik der zweiten Hälfte des 18. und frühen 19. Jahrhunderts“ trägt.
Christina Schröer
„Wie stabilisiert man eine zerrissene Gesellschaft? Die Republik des Directoire, von Robespierre zu Bonaparte (1794–1799)“
Die Gesellschaft der Ersten Französischen Republik war tief gespalten: Geprägt durch die Erfahrungen von Revolution, Krieg und Bürgerkrieg stand die Regierung des Direktoriums Mitte der 1795er Jahr vor der schwierigen Aufgabe, revolutionäre und reaktionäre Kräfte in die neue Verfassungsordnung zu integrieren, ohne dass diese der jungen Republik gefährlich werden konnten. Symbolische Kommunikation spielte dabei eine große Rolle: Über den republikanischen Kalender und nationale Feste inszenierte das Direktorium in revolutionärer Tradition den Bruch mit dem Ancien Regime; gleichzeitig bemühte man sich in repräsentativen Palästen, in antikisierenden Amtstrachten sowie über die Förderung von Leistung und Wissenschaft demonstrativ um die Wiederherstellung von Recht und Ordnung. Die sich herausbildende Opposition nutzte ihrerseits Symbole, Bilder und Rituale, um Ihre Anhänger zu mobilisieren. So entstand eine lebhafte politische Kultur, mit der um die Zukunft der politischen Ordnung in Frankreich gerungen wurde. Auch der junge General Napoleon Bonaparte wusste Kunst und Medien geschickt für sich zu nutzen, um seine Popularität zu steigern und seinen Machtanspruch zu untermauern.
Christina Schröer studierte Neuere und Neueste Geschichte, Deutsche Philologie und Angewandte Kulturwissenschaften an den Universitäten Münster und Strasbourg. Sie schloss ihr Studium 1997 mit einer Licence d’histoire sowie 2002 mit dem Magister Artium in Neuerer und Neuester Geschichte und dem Ersten Staatsexamen in Geschichte und Deutsch ab. Von 2003 bis 2011 war sie in DFG-geförderten Verbundprojekten (SFB 496, Exzellenzcluster 212) Wissenschaftliche Mitarbeiterin und Assistentin am Historischen Seminar der Universität Münster. 2010 wurde sie dort mit einer Arbeit über die Symbolpolitik der Ersten Französischen Republik promoviert. Von April 2011 bis Februar 2020 war Schröer Akademische Rätin am Lehrstuhl für Neuere und Neueste Geschichte Westeuropas an der Universität Freiburg; 2015/2016 war sie Junior Fellow am Freiburg Institute for Advanced Studies (FRIAS). Seit 2020 ist sie wissenschaftliche Geschäftsführerin des Frankreichzentrums Centre Ernst Robert Curtius (CERC) an der Universität Bonn. Ihre Forschungsschwerpunkte sind die französische Geschichte der Neuzeit, die europäische Religions- und Säkularitätsgeschichte des langen 19. Jahrhunderts sowie Historische Museologie.
Chanyapong Thongsawang
Joseph Woelfl and the Characteristics of the Pianofortes in Vienna and Paris
Joseph Woelfl, a distinguished pianist bridging the Classical and early Romantic periods, achieved considerable success in Vienna and Warsaw before settling in Paris in 1801, where he spent four years before relocating to London. This article explores Woelfl’s engagement with the pianofortes in both Vienna and Paris, particularly those crafted by renowned makers such as Anton Walter, Conrad Graf, Nannette Streicher, Sébastien Érard, Ignaz Pleyel and Jean-Henri Pape. It examines how innovations in piano development – especially in action, touch, pedals, and sound – shaped Woelfl’s virtuosic performance style and pianistic techniques. By analyzing his interactions with the period instruments, this article highlights the intersection of piano compositions and instrument craftsmanship, revealing his impact on the classical music scene. Ultimately, this paper contributes to a deeper understanding of the historical development of the piano and pianistic practices during this transformative period.
Asst. Professor Dr. Chanyapong Thongsawang, thailändischer Pianist und Musikwissenschaftler, absolvierte das Studium in Musikwissenschaft bei Univ.Prof. Dr. Hartmut Krones an der Universität für Musik und darst. Kunst Wien, 2015 Promotion Dr. phil. Gleichzeitig Postgraduate-Studium im Hauptfach Klavier bei Univ.Prof. Dr. Margit Haider-Dechant und Hammerflügel bei Wolfgang Brunner an der Anton Bruckner Privatuniversität in Linz. An der Hochschule der Künste Bern, Schweiz erhielt er sein Konzertdiplom und Master Degree in Musikpädagogik in den Fächern Klavier. Er war Preisträger mehrerer internationaler Musikwettbewerbe: 1. Preis beim Natstudio-Klavierwettbewerb in Bangkok, Excellent Prize beim Chopin-Klavierwettbewerb in Japan, 3. Preis beim Internationalen Klavierwettbewerb Citta di Cortemilia. Vor seinen europäischen Studien absolvierte er an der Chulalongkorn Universität in Bangkok den Bachelor-Studiengang Elektroingenieurwesen. Chanyapong Thongsawang kehrte 2015 als Dozent am Princess Galyani Vadhana Institute of Music nach Bangkok zurück.
Anna Müller Tutert:
„M. Woelfl improvisera sur le piano.“ – Stimmen zur instrumentalen Stegreifpraxis in Paris um 1800.
Zu Joseph Woelfls improvisatorischem Schaffen als reisender Virtuose sind überraschend aussagekräftige Schilderungen in zeitgenössischen Periodika überliefert: Ausgangspunkt dieses Vortrags wird das Konzert bilden, das Woelfl im Februar des Jahres 1802 im Théatre de la Société olympique in Paris gab. Es wird der Frage nachgegangen, welche Bedeutung das solistische Fantasieren für Virtuosen in Frankreich um 1800 hatte und ob es im Umfeld Woelfls weitere Musikerinnen und Musiker gab, deren improvisatorische Fähigkeiten hervorgehoben wurden. Zusätzlich zum freien Spiel professioneller Künstler werden pädagogische Publikationen aus Frankreich herangezogen, um die unterschiedlichen Niveaustufen improvisatorischen Schaffens zu beleuchten. Eine besondere Bedeutung kommt dabei Anton Bemetzrieders Leçons de clavecin et principes d′harmonie (Paris, 1771), sowie André Grétrys Méthode simple pour apprendre à préluder en peu de temps avec toutes ressources de l´harmonie (Paris, 1801) zu. Anhand verschiedener Beispiele wird gezeigt werden, welchen Stellenwert das Präludieren und Fantasieren im Konzertwesen und im Unterricht auf Tasteninstrumenten hatte.
Anna Katharina Tutert studierte Lehramt Musik an Gymnasien (Doppelfach) an der Hochschule für Musik und Theater München sowie Psychologie mit schulpsychologischem Schwerpunkt an der Ludwig-Maximilians-Universität München. Nach den Staatsprüfungen in beiden Studiengängen und der Zusatzqualifikation Coaching in komplexen Systemen (CIKS) promoviert sie in historischer Musikwissenschaft an der HMTM. Tuterts Forschungs-schwerpunkt liegt auf der Beethovenzeit als letzte Hochphase der improvisatorischen Praxis auf Tasteninstrumenten. Ihr besonderes Interesse gilt der Art und Weise, wie Improvisation gelehrt wurde und der Bedeutung von improvisatorischen Fähigkeiten für aufstrebende Musikerinnen und Musiker im 18. und frühen 19. Jahrhundert.
Ihr Promotionsprojekt wird von Prof. Dr. Friedrich Geiger betreut.